Startseite > Allgemein > Reisetagebuch des Projektbesuchs November 2015 [Teil 1]

Ein Teil des William’s-Hill-Teams reiste vom 10. bis 18. November nach Uganda, um dort die Schule und das Waisenhaus zu besuchen. Mit dabei waren Heinz Seitz, 1. Vorsitzender, Willi Hendrix, Schuldirektor und Initiator von William’s Hill, sowie Krankenschwester Anne Seitz, die diesen Reisebericht verfasste. Die Gruppe wurde außerdem von Monika Pantelatos, Unterstützerin von William’s Hill, begleitet. Wie bereits im September angekündigt, verbrachten die vier Helfer/innen eine Woche in Afrika.

1. Reisetag – Reise nach Uganda und Ankunft

Am Dienstag ist es endlich soweit: Nach vielen Vorbereitungen können wir morgens ab Brüssel nach Uganda fliegen. Im Vorfeld wurden die Englischkenntnisse aufgefrischt, alle erforderlichen Impfungen verabreicht und der bohrenden Frage nachgegangen: Was müssen wir denn wohl alles mitnehmen?

Der Flug verläuft reibungslos und pünktlich zur Tagesschau-Zeit landen wir im Entebbe, es ist hier zwei Stunden später als in Deutschland. Freunde empfangen uns herzlich in der Eingangshalle am Flughafen. Wir sind da. Glücklicherweise haben wir einen Fahrer, die Verkehrsverhältnisse sind hier anders als gewohnt. Auf den staubigen Straßen herrscht Chaos, jeder fährt nach seiner Façon.

Anderthalb Stunden später erreichen wir unser Hotel, wo wir bis zum nächsten Morgen verweilen müssen, da es bis zu unserer Unterkunft im Projekt zu weit ist und sich Fahrten in der Dunkelheit nicht empfehlen. Wir stoppen für ein Getränk im Garten und besprechen die nächsten Tage. Wir freuen uns alle auf unser Bett, auf unsere erste Nacht in Afrika.

2. Reisetag – Erste Gespräche, Überquerung des Äquators und ein herzlicher Empfang

Nach Sonnenaufgang fahren wir nach dem Frühstück über Kampala nach Masaka, wo wir einen Gesprächstermin mit einem Elternpflegschaftsvorsitzenden haben. Unsere Fahrt dorthin führt vorbei an den vielen Märkten, am bunten und kontrastreichen Leben in Afrika. Wir nehmen verschiedenste Gerüche, Geschmäcker, Farben, Stimmen und Geräusche auf. Eine weitere Besonderheit ist unsere Pause, die wir am Äquator machen. Hier trennt sich die Nord- von der Südhalbkugel.

Freundlich werden wir auch von unserem Gesprächspartner empfangen. Konkret geht es um den Bedarf an der Schule und den Bedürfnissen der Waisenkinder. Dazu gehören u.a. neue Schulbücher, ein Kopierer sowie bessere Unterkünfte für die Lehrer und Küchenutensilien. Von uns kann die Bedarfsliste zunächst nur zur Kenntnis genommen werden. Jedoch erklären wir dem Elternpflegschaftsvorsitzenden, dass die finanziellen Mittel dafür derzeit knapp sind.

Nach diesem produktiven, aber anstrengenden Termin fahren wir ca. 8km weiter zur Schule von WH. Bei der Ankunft staunen wir nicht schlecht: Unbeschreiblich herzlich und fröhlich empfangen uns die Kinder und Projektmitarbeiter singend. Kinder fassen uns an den Händen, möchten auf den Arm genommen werden, suchen den körperlichen Kontakt zu uns, suchen unsere Nähe. Wir sind überwältigt von diesem Empfang. Wir haben teilweise zwei Kinder auf dem Arm und gleichzeitig schlingen sich Kinderarme um unsere Beine.

Alle besichtigen gemeinsam das Projekt. Klassenzimmer, Unterkünfte der Waisenkinder, Toiletten- und Duschräume werden durchlaufen. Und abermals wird bewusst, dass hier kein europäischer Standard normal ist. Weder fließendes Wasser, noch Strom sind hier vorhanden. Für uns unvorstellbar unter diesen Bedingungen zu leben.

Es ist unglaublich, was die Menschen in Afrika mit so wenigen Mitteln leisten müssen. Diese Zustände selbst zu erfahren, hinterlässt Spuren und bringt alle zum Nachdenken. Entgegen der schwierigen Umstände in Afrika, hat dieses Land wundervolle Seiten. Denn anschließend machen wir einen kurzen Spaziergang über das umliegende Gelände. Afrika hat eine Natur zu bieten, die einfach unbeschreiblich ist. Mit vielen neuen Eindrücken geht es in unsere Unterkunft in Nabugabo ,wo wir unsere Hütten beziehen. Zum Abschluss des Tages nehmen wir unser Abendessen am Lake Nabugabo ein und tauschen viele Gedanken aus.

Die Schule liegt in schöner Umgebung.
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3. Reisetag – Alltagsprobleme in Afrika und intensive Gespräche im Projekt

Wir haben eine erlebnisreiche Nacht mit Spinnen, Fröschen und anderen ungebetenen Gästen. Eigentlich soll es anschließend zur Schule gehen, doch in Afrika hat man eine andere Definition von Pünktlichkeit. Unser Auto will außerdem nicht anspringen. Nach langem Hin und Her können wir doch fahren. Endlich.

Im Projekt angekommen, folgen viele Gespräche zwischen Willi, Heinz und den Mitarbeitern vor Ort. Thematisch wird ein grober Überblick geschaffen, der von Gehältern, über die Aufgabenverteilung bis hin zu Zahlungsschwierigkeiten der Eltern reicht.

Währendessen nehmen Monika Pantelatos und ich Kontakt zu einer Krankenschwester und einer “Waisenhausmama” des Jungenschlafsaals (Jungen und Mädchen sind vor Ort getrennt untergebracht) auf. Sie berichten von ihrem Tagesablauf und ihren Problemen. Alle klagen darüber, dass sie zu wenig verdienen und sich einen höheren Verdienst wünschen. Neben ihren persönlichen Wünschen, werden auch Bedürfnisse der Kinder mehr als deutlich.

Oftmals sind es simple Probleme, wie fehlende Flip-Flops für die Kinder. Ohne Schuhe gehen die Kinder mit dreckigen Füßen ins Bett und die Mitarbeiter/innen haben große Mühen, ohne den Zugang zu fließendem Wasser, die Bettwäsche wieder zu reinigen. Erschütternd ist auch: HIV-infizierte Kinder nehmen teilweise ihre Medikamente nicht ein. Ihre Eltern schämen sich für die Krankheit der Kinder und geben ihnen die Medikamente nicht mit zur Schule.

Und immer wieder treffen wir auf unserem Rundgang auf Kinder, die uns freudig begrüßen, uns an die Hand nehmen oder auf unseren Arm genommen werden wollen. Am späten Nachmittag kommt dann nochmal der Elternpflegschaftsvorsitzende und erläutert uns die aktuelle Situation zwischen Eltern, Kindern und Lehrern.

Nach einem ereignisreichen Tag kommen wir abends wieder in unserer Unterkunft an und müssen leider drinnen essen, da tatsächlich die Dunkelheit schon angebrochen ist. Die Tage vergehen schnell, wir erleben viel. Auch die Nacht verläuft unruhig, da es die ganze Zeit stark gewittert. Strom haben wir auch keinen, so dass am Morgen eine kalte Dusche ansteht.

4. Reisetag – Ein großes Fest

Nach unserer kalten Dusche frühstücken wir drinnen. Das nächtliche Gewitter hat nasse Spuren hinterlassen. Zur Entschädigung beobachten wir jedoch einen traumhaften Sonnenaufgang über dem Lake Nabugabo.

Heute ist ein besonderer Tag, denn in der Schule wird ein großes Fest für alle Kinder, Eltern und Mitarbeiter/innen veranstaltet. Das Fest wird durch einzelne Vereinsmitglieder ermöglicht, die extra für diesen Anlass Geld gespendet haben. Auf dem Hinweg sind alle etwas aufgeregt. Heute erwarten wir viele Menschen, die auch wichtig für das Projekt sind.

Doch gerade angekommen, stellt sich uns die erste Hürde: Wir müssen zwei Hunde loswerden, die schon länger auf dem Gelände leben. Aus hygienischen/gesundheitlichen (Stichwort: Tollwut) sowie religiösen Gründen sind Hunde dort verboten. Allerdings darf man sich die Hunde nicht so zahm und erzogen wie bei uns vorstellen. Sie sind zwar immer in der Nähe von Menschen, lassen sich jedoch nicht streicheln und schon gar nicht “einfach mal irgendwo hin bringen”. So haben wir ein ziemliches Problem.

Nach vielen missglückten Versuchen schaffen es die Mitarbeiter/innen aber doch, die Hunde vom Fest fernzuhalten. Wir wollen gar nicht wissen, wie sie es gemacht haben, doch am nächsten Tag sind die Hunde wieder wohlbehalten da. Wir warten unterdessen auf die Gäste. Eigentlich soll das Fest um 9 Uhr beginnen, doch da in Afrika Zeit eine andere Rolle spielt, passiert um 9 Uhr erst einmal: nichts. Erst ab 11 Uhr trudeln die ersten Gäste ein. Die Damen haben sich richtig herausgeputzt und tragen chice, bunte, wallende Kleider. Dann endlich kann es losgehen.

Viele wichtige Menschen halten Reden für die Gäste: Schulleiter, Pastor, Elternpflegschaftsvorsitzender, Heinz als erster Vorsitzender, Willi als Schuldirektor und der Vize-Polizeipräsident von Uganda, der ein sehr wichtiger Unterstützer unseres Projektes ist. Die englischsprachigen Reden werden außerdem in die Landessprache übersetzt, damit alle mit einbezogen werden. Nach jeder Rede wird von einer Schulklasse ein Tanz mit Gesang aufgeführt, so dass es auch für die Kinder ein Riesenspaß ist und nicht langweilig wird. Denn sie sind ja schließlich die Hauptpersonen um die es geht!

Zwischendurch stellen sich alle Projektmitarbeiter bei uns vor. Immer wieder wird gesungen und getanzt. Auch die Eltern, Mitarbeiter und “wir Weißen” tanzen mit den Kindern. Es sind fröhliche Stunden für uns alle.

Zum Mittag gibt es ein Essen, das es sonst kaum gibt: Reis mit Fleisch. Und natürlich (ganz wichtig) Süßigkeiten für die Kinder. Es ist kaum vorstellbar, wie die Kinder sich über ein Bonbon oder einen Lutscher freuen. Das muss man einfach erlebt haben! Einige Kinder, die nicht zur Schule gehören, stehen außerhalb des Geländes am Zaun und beobachten neidvoll das bunte Treiben. Dies mit anzusehen bricht einem fast das Herz. Darum entscheiden wir uns, auch ihnen Süßigkeiten und Getränke zu schenken. Welch eine Dankbarkeit und Freude!

Ein Junge fällt uns besonders auf. Er gehört offensichtlich nicht zur Schule, ist aber irgendwie doch auf das Gelände gekommen. Er trägt ein löchriges T-Shirt, welches vor lauter Schmutz eine ganz eigene Farbe angenommen hat. Wir können das Bild nicht mit ansehen und gehen kurzentschlossen in die Kleiderkammer. Die Kleidung haben wir von Spendern aus Deutschland als zusätzliches Gepäck mit nach Uganda gebracht. Dort suchen wir ihm ein passendes T-Shirt und eine Hose. Um den Jungen dazu zu bringen mit uns zu kommen benötigen wir einen Dolmetscher. Die Kinder sind hier sehr zurückhaltend, wenn es darum geht mit Weißen irgendwo hinzugehen. Wer weiß, was sie schon erlebt haben?

Mit der neuen Kleidung scheint der Junge sichtlich stolz und zufrieden. Überall zeigt er sein neues Outfit und scheint rundum glücklich. Er hat schließlich auch von dem Fest profitiert. Es gibt etwas zu essen, zu trinken, Süßigkeiten und dazu noch Singen und Tanzen.

Zwei Kinder mit Albinismus sollen hier auch noch erwähnt werden. Sie haben es unter der Sonne Afrikas besonders schwer, weil sie sich häufig die Haut verbrennen und nur schwer in dem hellen Licht sehen können. Beim nächsten Besuch werden wir ihnen Sonnenbrillen und Kopfbedeckungen mit Nackenschutz mitbringen.

Langsam geht der Tag zu Ende und wir fahren mit unbeschreiblichen Gefühlen und bleibenden Eindrücken zurück zu unserer Unterkunft. Wir sprechen noch lange über diesen besonderen Tag. Wenn man bedenkt unter welchen widrigen Bedingungen diese Kinder leben müssen, kann man auch etwas besser mit den eigenen Unzulänglichkeiten vor Ort umgehen, wie z.B. dem nächtlichen Weg zur Toilette mit Taschenlampe, der kalten Dusche morgens, den Spinnen im Moskitonetz oder den Kröten in der Toilette.

Hier geht es zu Teil 2 des Reiseberichts

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